Anläßlich der 50ten Jährung des Stonewall Aufstandes in den USA gab es dieses Jahr in Wuppertal neben einem Straßenfest, welches bereits zum 10. Mal stattfand, auch erstmalig eine Nachttanzdemo vom Rathaus aus durch die Innenstadt und über die B7. Wir finden es wichtig, an die Tage, und vor allem Nächte des Stonewall Aufstandes zu erinnern und sich auch heute noch ein Beispiel daran zu nehmen. Dort haben sich, nach regelmäßiger Schikane und Gewalt durch die Polizei, erstmals am 28.Juni 1969 eine große Gruppe von Homosexuellen, Transvestiten und Drags einer großangelegten Polizeirazzia widersetzt und haben sich gegen die diskriminierenden Methoden der Polizei gewehrt. Es gab eine breite Solidarität mit den Kämpfenden. Menschen aus anliegenden szene Bars und Geschäften beteiligten sich kämpferisch an den Aktionen gegen die Polizei. An der Spitze setzten sich ungefähr 2000 Menschen unter Solgans wie „Gay Power“ mit Steinen und Flaschen gegen die Ordnungsmacht durch. Es entstanden enorme Sachschäden und der Staat schickte das „Tactical Patrol force“, welches eine für Demonstrationen ausgebildete Spezialeinheit darstellt und versuchte, die Aufständler*innen zu zersträuen. Doch in der nächsten Nacht fanden sich erneut tausende Menschen auf der Straße zusammen und die Kämpfe gingen weiter. Die Krawalle dauerten ganze 5 Tage lang an. Das Ereignis kann als Wendepunkt in einem Kampf der Bewegung für Gleichbehandlung und Anerkennung angesehen werden. An dieses Ereignis wird jedes Jahr weltweit erinnert. Im englischen Sprachraum meist als Gay Pride oder auch Stonewall Day und hier mit dem Christopher Street Day.
Etwas ruhiger, 50 Jahre später, gedenken Gruppen wie Bunter Ort Wuppertal, das Autonome Queerreferat, Gay BBQ, BJ Wuppertal, Schlau Wuppertal und auch unser Infoladen Kollektiv an diese vergangenen Kämpfe. Wir haben alle zusammen mit verschiedenen Infoständen und vielfältigen Aktionen am Rathaus erinnert und informiert. Später (erstmalig in WPT) organisierten die obengenannten Gruppen einen Umzug, der, flankiert von zwei riesigen Einhörnen, mit einer bunten, glitzernden und feiernden Menge durch die Innenstadt von Barmen und über die B7 zog. Unserem Kollektiv war es wichtig, auch der Riots von Stonewall zu gedenken, weshalb wir das Rathaus mit einem Transparent und der Aufschrift „You only gave us rights ‚cos we gave you riots“ schmückten.
Diskrimierung und strukturelle Unterdrückung ist allgegenwärtig. Insbesondere die Ausgrenzung aufgrund von (vermeintlicher) Geschlechtsidentität und Sexualität findet in sämtlichen Kontexten und Momenten immer noch statt. Egal ob Schule, Uni, Arbeit, Ausbildung, Familie oder Freund*innenkreis.
Deshalb ist es nach wie vor wichtig gegen diese Unterdrückung auf die Straße zu gehen und die diskriminierenden Strukturen in unserer Gesellschaft anzugreifen. Auch wenn die “Ehe für alle” möglich ist und das “dritte Geschlecht” behördlich anerkannt wird, kann kein Staat, keine Behörde und keine Partei jemals die Unterdrückung durch Gesetzesvorgaben beenden. Denn Homophobie, Transphobie und Sexismus sind in den Köpfen so vieler Menschen fest verankert und äußern sich auf so vielfältige Weise.
Wir begrüßen den empowernden Moment, den Veranstaltungen wie der CSD für viele Menschen haben, denn es ist ein Tag, an dem ein offener Umgang mit Sexualität und Geschlechtlichkeit möglich ist und an dem gefeiert werden kann.
Dennoch geht der Kampf weiter, dennoch müssen die Unterdrückungsmechanismen weiterhin analysiert,verknüpft und bekämpft werden. Der alltäglichen Homophobie, Transphobie, dem alltäglichen Sexismus muss mit alltäglichen Aufständen, kleinen wie großen, mit kreativem Widerstand, mit gegenseitiger Unterstützung, mit dem Gestalten von Freiräumen begegnet werden.
Zum Stichpunkt alltäglicher Charakter haben wir noch einen Tipp für euch. Und zwar möchten wir euch „Antenne Regenbogen – Queerer Bürgerfunk aus Wuppertal“ empfehlen. In den Sendungen werden verschiedene Themen aus dem queeren Alltag behandelt, wie ein queeres Zentrum für Wuppertal oder der Runde Tischfür LSBITQ*.