Liebe Menschen!
Es kommt nicht unerwartet, aber auch unsere Infoladen Kneipe diesen Donnerstag fällt aus.
Zum einen hat das den Grund, dass das AZ als Veranstaltungsort vorerst ohnehin geschlossen bleibt, zum anderen möchten auch wir momentan kein solches Format verantworten.
Wir bedauern den Ausfall sehr, zumal wir ein Quiz mit euch geplant, sowie gerne Raum geboten hätten, um über die Nachttanzdemo zu sprechen, gemeinsam zu reflektieren, sich auszutauschen und Kuchen zu essen.
Wir wissen noch nicht wann, aber wir holen das nach – versprochen! 🙂
Nichtsdestotrotz sehen wir es als notwendig an, unsere Verantwortung in diesen Zeiten wahrzunehmen. Das heißt für uns ganz aktuell, keinen Raum zu schaffen, an dem viele verschiedene Menschen sind, um so ein Übertragungsrisiko des Virus zu vermindern.
Gleichzeitig bedeutet es aber für uns nicht, resigniert nichts zu tun. Wir erachten es gerade jetzt als notwendig, solidarisch zu sein, aufeinander zu achten und sich zu unterstützen – sowieso, und aktuell ganz besonders.
Der Aufbau von Solidarstrukturen und nachbar_innenschaftlicher Hilfe ist ein Stichpunkt, Vernetzung, Informationen zugänglich zu machen, Austausch ein weiterer.
Wir müssen kreativ werden, Konzepte und Ideen erproben.
Der Shutdown beginnt erst, und die nächste Zeit wird sicher nicht angenehmer. Sei es, weil die Anzahl der Infizierten steigt, sei es, weil diejenigen, die weiterhin in Schlüsselberufen arbeiten, zunehmend überlasteter werden, oder sei es, weil die Lebensumstände (Ausgangssperren, Schließung diverser Einrichtungen, …) unseren Alltag schwieriger gestalten. Hier müssen wir versuchen, Menschen aufzufangen, ohne Konkurrenz. Füreinander kochen, einkaufen, Hilfe bei Korrespondez mit dem Amt, selbstorganisierte Kinderbetreuung,… Uns gegenseitig zuhören, unseren Ängsten Raum geben.
Die Tatsache, dass viele längere Zeit zu Hause sind, ist für einige Menschen schwierig, wenn sie beispielsweise von häuslicher Gewalt betroffen sind oder Menschen mit psychischen Erkrankungen, die so weiter isoliert werden. Aber auch für Menschen in prekären Situationen oder für Menschen mit Suchterkrankung werden die Lebensumstände härter. Für Menschen ohne gesicherte medizinische Versorgung, wie beispielsweise Menschen ohne gesicherten Aufenthaltsstatus sind die Umstände lebensgefährlich.
Aber auch politisch müssen wir die Situation im Blick behalten. Notwendige Schritte, wie ein Herunterfahren des öffentlichen Lebens, bieten eine Vorstufe zu autoritären Regelungen. So lassen sich (vorübergehende) Einschränkungen oder Aushebelungen der Grundrechte legitimieren, wie beispielsweise eine Aufhebung des Versammlungsrechtes. Auswirkungen dieser Aushebelungen spüren momentan vor allem Menschen, welche sich in Haft befinden. Diesen werden systematisch ihre Grundrechte entzogen, und auch die wenigen Zugeständnisse, wie Besuch zu empfangen, werden ihnen nun mit Begründung des Ausbreitungsschutzes verwehrt. Auch hier müssen wir (virtuell) vernetzt bleiben, uns informieren, unsere Kreativität und Frechheit beibehalten. Wir dürfen diejenigen nicht vergessen, die ohnehin schon am wenigsten sichtbar sind.
Wir dürfen nicht auf staatliche Strukturen bauen.
Wir müssen uns selbst organisieren und uns gleichzeitig schützen.
Dabei müssen wir ausprobieren, wie wir es schaffen, praktisch aktiv zu werden und gleichzeitig das Überträger_innenrisiko zu verringern oder Menschen aus Risikogruppen mit einzubeziehen. Das kann beispielsweise durch Arbeitsteilung geschehen, indem Aufgaben von zu Hause, ohne Kontakt zu anderen Menschen übernommen werden können. Möglichkeiten gibt es, jetzt liegt es an uns allen, sie umzusetzen.
Passt aufeinander auf!
Das Infoladen Kollektiv