100 Jahre Abschiebehaft…

…Kundgebung in Büren und Demo in Paderborn

Obwohl Samstag ist, hat der Wecker uns heute früh aus den Träumen gerissen. Denn für uns ging es nach Büren, wo die Kampagne “100 Jahre Abschiebehaft” eine Kundgebung vor dem dortigen Abschiebegefängnis mit anschließender Demo durch Paderborn organisiert hat. Nach knapp 2stündiger Fahrt sind wir am Kundgebungsort angekommen, einem unscheinbaren Weg mitten im Wald. Ein schöner, grüner Wald an einem sonnig warmen Tag, dessen Idylle jedoch schnell durch die anwesenden Polizeiwagen gestört wurde. Als wir ankamen, hatten bereits einige Autos und Reisebusse am Rande des Weges geparkt, der einige Meter weiter durch die Polizei für Fahrzeuge abgesperrt war. Zu Fuß ging es also die letzten Meter, und plötzlich, inmitten von Bäumen und Farn stand er da, häßlich grau, vergittert, mit Zäunen und Stacheldraht umsäumt. Der größte Abschiebeknast Deutschlands lag vor uns. Ein Lauti und einige Demonstrant_innen waren bereits da, und in der nächsten halben Stunde füllte sich die Fläche vor dem Tor des Knastes immer weiter. Viele Transparente wurden an den Maschendrahtzaun gehängt, der das Gelände umgab. Sie kritisierten die Abschiebungen oder gedachten Menschen, die im Bürener Knast ermordet wurden.

Dann startete die Kundgebung, mit Musik und Redebeiträgen. In den Redebeiträgen wurde unter anderem Geschichten von Inhaftierten erzählt und erklärt, wie die Abschiebehaft in Büren organisiert ist. Hierbei wurde noch einmal deutlich, wie menschenverachtend die Abschiebemaschinerie arbeitet und auf welche vielfältige Art und Weise Menschen hier gefoltert werden. In Büren können Inhaftierte auf Anweisung der Anstaltsleitung in Isolationshaft kommen. Das bedeutet, Tage, Wochen und auch Monate unbekleidet an ein Bettgestell gefesselt hier in einer Zelle zu verbringen. Dabei werden sie weder zum Essen noch für den Toilettengang losgebunden. Dies hat zur Folge, dass die Menschen dort gefüttert werden und sich einnässen müssen. Immer wieder wurden mit Parolen und Trommeln Grußbotschaften an die Gefangenen gesendet. Sie konnten uns nicht sehen, doch wir hoffen, dass sie uns hören konnten.
Nach der Kundgebung in Büren ging es nach Paderborn, wo es nach einer kurzen Pause mit der Demonstration weiterging. Nachdem es Küfa gab, startete der Lauti erneut die Demo. Auch hier wurde mit Redebeiträgen und Musik eingeleitet. Einige Geschichten wurden vertieft, und die Wut und Trauer über die Abschiebungen, darüber, dass Freund_innen einem gestohlen werden, dass Menschen verschwinden, wurde erneut deutlich. Nach der Auftaktkundgebung ging es durch die Paderborner Innenstadt, vorbei an Polizeistationen, Kirchen, Einkaufsmeilen und dem Gericht. Zwischendurch gab es Zwischenkundgebungen, die Platz für weitere Redebeiträge boten. Am ortsansässigen Amtsgericht wurde zudem eine Schweigeminute wurde gehalten. Letzlich endete die Demo nach einigen Stunden am Auftaktort. Müde ging es für uns wieder zurück.
Deutlich wurde heute noch einmal, wie menschenverachtend und ekelhaft der Umgang mit Menschen im Kontext Asyl und Abschiebung ist. Büren ist ein massives Beispiel für die Maschinerie und Industrie hinter diesem System.
Wer sich mit der Praxis und dem Alltag “Abschiebehaft” auseinandersetzen möchte, der_dem empfehlen wir den Blog “ausbrechen” des “Hilfe für Menschen in Abschiebehaft Büren e.V.”. Dort gibt es viel Material sowie Möglichkeiten der Unterstützung.

No Border, no Nation – Stop Deportation!