Am 7.12. wurde in Wuppertal-Wichlinghausen ein junger Mensch von Cops erschossen.
Am 13.12. fand deshalb eine Demo zum Gedenken statt, welche von einem Zusammenschluss von Menschen aus verschiedenen Kontexten organisiert wurde. Dem Aufruf folgten etwas 50 Menschen. Von dem Geschwister-Scholl-Platz ging es nach einigen Redebeiträgen zur Eintrachtstraße, dem Ort, wo der junge Mensch verstarb. Dort wurde die Demo nach einer Schweigeminute und einigen niedergelegten Kerzen beendet.
Auch wir sind entsetzt, wie leichtfertig die Polizei Menschenleben beendet. Die Struktur der staatlichen Autorität, die sich hier durch Reul und Röhrl ganz klar in zunehmend autoritärer Formierung befindet, hat wieder einmal mehr bewiesen, wie tödlich und menschenverachtend sie ist.
Wir möchten Freund_innen und Angehörigen des Getöteten unser Mitgefühl aussprechen.
Am Donnerstag, 19.12. gibt’s während der Infoladen Kneipe endlich den vom Antifa-Camp versprochenen Vortrag unserer Freund_innen von „Diskursiv Aachen„… Yeah!
Wir freuen uns ganz dolle und hoffen doch, euch alle zahlreich zu sehen! 🙂
Kost euch nix, los geht’s um 19.00.
Wir finden Repression ziemlich kacke. Das Infolama auch. Deswegen hat es sich heute in die Küche verkrümmelt und gebacken. Das Ergebnis (vegane Schoko-Vanille-Karamel-Cupcakes und Zitronenmuffins mit Glitzer-Zuckerguss) gibt es morgen in der AZ-Kneipe gegen Solispende. Voll gut, denn so könnt ihr euch erst in der Küfa satt futtern und bekommt noch nen leckeren Nachtisch… (und Infokram und Lesestuff könnt ihr auch gleich mitnehmen 🙂 )
Die Kohle, die dabei rum kommt, fließt dann ganz direkt in Anti-Repressionsarbeit.
Ansonsten hat das Lama noch gesagt, dass wir sagen sollen, dass das Lama sich mega dolle über weitere Soliaktionen freuen würde. Dem schließen wir uns an. Vielleicht fallen euch ja noch Möglichkeiten ein, an Soli-Kohle zu kommen…
Denn ihr wisst: Getroffen hat es einige, doch gemeint sind wir alle!
Mal wieder liegt ein erlebnisreiches Wochenende hinter uns. Am Samstag waren Menschen von uns auf der Träume unter Asphalt Demo in Dortmund und haben sich dort auf den Straßen vom Hbf bis zum Hafenviertel die Beine platt getanzt. Organisiert wurde die Demo unter anderem von der Hafeninitiative. Diese hatte sich zu Beginn des Jahres gegründet, um eine kritische Auseinandersetzung mit den kaum kommunizierten Plänen für den Dortmunder Hafen zu erreichen. Mehr über die Initiative könnt ihr hier lesen. Nach einer Auftaktkundgebung mit Redebeiträgen, unter anderem von der Seebrücke Dortmund, zog die tanzende Menge knapp drei Stunden durch die Dortmunder Stadt, mit drei verschiedenen Lauti’s, welche sowohl Techno als auch Trash Mukke spielten, es war also für jede*n was dabei. Am Nordmarkt gab es dann eine Zwischenkundgebung mit Redebeiträgen von der Autonomen Antifa 170, welche auf eine antifaschistische Perspektive im Kampf um Räume in der Stadt aufmerksam machten. Danach folgte ein Redebeitrag vom Black Pigeon. In diesem berichteten die Menschen von ihrer Perspektive auf die Veränderungen im Hafenviertel, in dem auch das Black Pigeon liegt. Spontan folgte auch noch ein Redebeitrag von Menschen aus Essen, welcher zur Antifa Demo am 19.09 gegen die Steeler Jungs aufrief (mehr dazu am 11.09 um 20:00 Uhr im AZ Wuppertal). Tanzend und feiernd ging es dann direkt ins Hafenviertel, wo im Licht des Sonnenuntergangs die Demo zu Ende ging.
Sonntag morgens klingelte der Wecker dann doch wieder früh und es ging auf nach Mönchengladbach. Dort hatten sich ca. 800 Nazis angekündigt, um den Tod eines Jungen in Frankfurt für ihre menschenverachtende Ideologie zu instrumentalisieren. Angekommen in Mönchengladbach spielte sich vor unseren Augen eine sehr wirsche und nicht verständliche Bullentaktik ab. Denn nicht nur, dass wahllos Menschen in den Hbf gelassen wurden und andere nicht, um von dem Europaplatz zum Platz der Republik zu kommen, konnten diverse Fascho-Hools einfach unbehellicht durch den Bahnhof und durch die Gegenkundgebungen spazieren. Während Menschen in der Innenstadt von den Cops direkt bedroht wurden, wenn sie zwei Sekunden lang stehen blieben, konnten Nazis ohne weiteres in Kleingruppen durch die Stadt laufen. Nach einer langen Wartezeit hinterm Hauptbahnhof gelang es dann einem Teil der angemeldeten Kungebung auf den Bismarckplatz zu kommen, von wo eigentlich eine angemeldete Demo starten sollte. Dies verhinderten jedoch die Cops durch Wannen, Ketten und Hamburger Gitter, während die Nazis ungehindert ihre Demo starten konnten. Über mehrere Stunden hinweg wurden die Menschen auf dem Platz festgesetzt und die Demo konnte nicht auf die angemeldete Route gelangen. Währenddessen gab es immer wieder Situationen, in denen die Cops ankündigten, mensch könne über andere abgesperrte Straßen die Demo weiterlaufen lassen. Als die Demo jedoch vor der entsprechenden Absperrung ankam – welch eine Überraschung – ging es doch nicht weiter. Dabei kam es immer wieder zu Situationen, in denen selbst die Cops nicht wussten, was sie jetzt tun sollten. Während manche heroisch einzelne Demonstrant_innen unter vollem Einsatz von Stimme und Statur zurück zu drängen versuchten, winkten die Kolleg_innen 5 Meter weiter die Einsatzkräfte zurück, um die Kette aufzulösen. Dieser extreme Anschein der Unkoordiniertheit, gepaart mit der Akzeptanz von Nazi-Kleingruppen in und um die Gegendemos, gab ein, zwar zu erwartendes, aber dennoch unschönes Bild ab. Vermummte BFE-Einheiten, die sich in den Protesten formierten, rundeten das hässliche Bild an diesem Tag ab. Gefreut haben wir uns allerdings, als wir gehört haben, dass es knapp 40 Menschen gelang, den Zielort der Nazi-Demo zu blockieren. Zumindest, bis sie von der Staatsmacht geräumt wurden. Dies in üblicher Marnier der Cops mit roher Gewalt, vom Schmerzgriff, bis zu an den Armen zerren war alles dabei. Wie wir später auf Twitter erfahren haben, wurde eine Person so schwer verletzt, dass der Arm der Person mit einer Stauchung eingegipst werden musste. Wir hoffen, es geht euch allen inzwischen wieder gut. Etwas freudiges, was wir auch später erfahren haben, war die Nachricht, dass drei Antifas sich unter einer Wanne hindurch mogeln konnten bis zur Blockade. Danke, für diese freche Kreativität, es hat uns am Ende eines anstrengenden Tages ein Lachen auf die Lippen gezaubert. Am Ende bleibt für uns nur noch eins zu sagen: In Mönchengladbach haben wir erneut zu spüren bekommen, wie wichtig der Widerstand gegen die autoritäre Formierung und den Rechtsruck ist. In einer Zeit in der eine rechts-populistische Partei wie die AfD 27% in Wahlen erhält, ist es umso wichtiger, dass wir solidarisch und libertär auf die Straße gehen!
Obwohl Samstag ist, hat der Wecker uns heute früh aus den Träumen gerissen. Denn für uns ging es nach Büren, wo die Kampagne “100 Jahre Abschiebehaft” eine Kundgebung vor dem dortigen Abschiebegefängnis mit anschließender Demo durch Paderborn organisiert hat. Nach knapp 2stündiger Fahrt sind wir am Kundgebungsort angekommen, einem unscheinbaren Weg mitten im Wald. Ein schöner, grüner Wald an einem sonnig warmen Tag, dessen Idylle jedoch schnell durch die anwesenden Polizeiwagen gestört wurde. Als wir ankamen, hatten bereits einige Autos und Reisebusse am Rande des Weges geparkt, der einige Meter weiter durch die Polizei für Fahrzeuge abgesperrt war. Zu Fuß ging es also die letzten Meter, und plötzlich, inmitten von Bäumen und Farn stand er da, häßlich grau, vergittert, mit Zäunen und Stacheldraht umsäumt. Der größte Abschiebeknast Deutschlands lag vor uns. Ein Lauti und einige Demonstrant_innen waren bereits da, und in der nächsten halben Stunde füllte sich die Fläche vor dem Tor des Knastes immer weiter. Viele Transparente wurden an den Maschendrahtzaun gehängt, der das Gelände umgab. Sie kritisierten die Abschiebungen oder gedachten Menschen, die im Bürener Knast ermordet wurden.
Dann startete die Kundgebung, mit Musik und Redebeiträgen. In den Redebeiträgen wurde unter anderem Geschichten von Inhaftierten erzählt und erklärt, wie die Abschiebehaft in Büren organisiert ist. Hierbei wurde noch einmal deutlich, wie menschenverachtend die Abschiebemaschinerie arbeitet und auf welche vielfältige Art und Weise Menschen hier gefoltert werden. In Büren können Inhaftierte auf Anweisung der Anstaltsleitung in Isolationshaft kommen. Das bedeutet, Tage, Wochen und auch Monate unbekleidet an ein Bettgestell gefesselt hier in einer Zelle zu verbringen. Dabei werden sie weder zum Essen noch für den Toilettengang losgebunden. Dies hat zur Folge, dass die Menschen dort gefüttert werden und sich einnässen müssen. Immer wieder wurden mit Parolen und Trommeln Grußbotschaften an die Gefangenen gesendet. Sie konnten uns nicht sehen, doch wir hoffen, dass sie uns hören konnten.
Nach der Kundgebung in Büren ging es nach Paderborn, wo es nach einer kurzen Pause mit der Demonstration weiterging. Nachdem es Küfa gab, startete der Lauti erneut die Demo. Auch hier wurde mit Redebeiträgen und Musik eingeleitet. Einige Geschichten wurden vertieft, und die Wut und Trauer über die Abschiebungen, darüber, dass Freund_innen einem gestohlen werden, dass Menschen verschwinden, wurde erneut deutlich. Nach der Auftaktkundgebung ging es durch die Paderborner Innenstadt, vorbei an Polizeistationen, Kirchen, Einkaufsmeilen und dem Gericht. Zwischendurch gab es Zwischenkundgebungen, die Platz für weitere Redebeiträge boten. Am ortsansässigen Amtsgericht wurde zudem eine Schweigeminute wurde gehalten. Letzlich endete die Demo nach einigen Stunden am Auftaktort. Müde ging es für uns wieder zurück.
Deutlich wurde heute noch einmal, wie menschenverachtend und ekelhaft der Umgang mit Menschen im Kontext Asyl und Abschiebung ist. Büren ist ein massives Beispiel für die Maschinerie und Industrie hinter diesem System.
Wer sich mit der Praxis und dem Alltag “Abschiebehaft” auseinandersetzen möchte, der_dem empfehlen wir den Blog “ausbrechen” des “Hilfe für Menschen in Abschiebehaft Büren e.V.”. Dort gibt es viel Material sowie Möglichkeiten der Unterstützung.
und ab und zu regen. und vier schöne, spannende und spaßige tage!
das wochenende über haben wir schlafsack und isomatte rausgekramt und sind ins rheinland gefahren. dort fand das “sommer, sonne, antifa – kultur- und politikfestival” statt.
los ging es am donnerstag mit schönem wetter und lieben menschen, die wir wiedergetroffen und neu kennengelernt haben. neben camp plenum und vorträgen gabs abends noch ein quiz in der bar… dabei hat unser team souverän den letzten platz gemacht, aber umso erfolgreicher waren wir dafür am nächsten abend beim bingo. wir freuen uns über ein paar neue schicke schallplatten und ne menge schnapszahlen. danke an die antifa bonn/rhein-sieg und die rechtshilfegruppe düsseldorf für das abendprogramm. aber neben netten abenden hatten wir vor allem spannende tage mit vorträgen und workshops. dabei haben wir etwas über “ni una menos”, eine graswurzelbewegung aus argentinien gegen gewalt an frauen* gehört, haben uns im thai box probetraining probiert, haben uns bei “beziehung statt erziehung” über anarchistische alternativen zur klassischen erziehung von kindern ausgetauscht, haben von menschen aus dem osten über dortige problematiken gesprochen, haben etwas über die kritik am staatsfeminismus gelernt und noch viel mehr input mitgenommen. doch nicht nur am samstag abend, als alle gruppen sich vorgestellt haben, haben wir viele schöne und inspirierende gespräche geführt. wir freuen uns, so viele tolle menschen auf dem camp getroffen zu haben, von alten freund_innen bis zu neuen gefährt_innen, und so viel austausch gehabt zu haben. auch freuen wir uns natürlich, dass so viele menschen sich infokram, den wir das camp über ausgelegt haben, mitgenommen haben.
da konnte uns auch der regen nichts ausmachen 😉
ganz großen dank auch an die küfa-crew von le sabot, für ein richtig tolles essen das camp über.
nachdem es am sonntag dann ganz viele abschieds-umarmungen gab, sind wir letzendlich müde, aber sehr motiviert wieder zurück und freuen uns schon aufs nächste jahr!
p.s. unser info-lama hat uns zugeflüstert, dass es den vortrag der aachener gefährt_innen von „diskursiv“ über die kritik am staatsfeminismus so spannend fand, dass es die referent_innen direkt mal nach wuppertal eingeladen hat. also augen und ohren offen halten 🙂
Am Samstag wurden unsere Gefährt_innen der Liebig34, einem anarcha-queerfeministischen Hausprojekt in Berlin, von den Cops gerazzt.
Am frühen Morgen des 20.Juli 2019 drangen die Cops in das Haus ein und zerstörten dabei die Einrichtung und beschlagnahmten Sachen. Ingewahrsamnahmen gab es nicht.
Wir solidarisieren uns mit den Menschen der Liebig34.
Wir wünschen euch ganz viel Kraft und hoffen, dass es euch soweit gut geht.
Behaltet eure Frechheit und bleibt widerständig!
. Tout le monde deteste la police!
Hier die Stellungnahme unserer Gefährt_innen:
Samstag 20.07.2019 Friedrichshainer Nordkiez:
Heute morgen haben die Bullen des LKA 5.21 unter der Einsatzleitung Kranich die Liebig34 gerazzt. Ungewöhnlich war der Samstag, ungewöhnlich die Zusammenwürfelung von Einheiten aus verschiedenen Direktionen. Neu waren ein paar Zivifressen, nicht neu: die Repression.
Anlass dieser Razzia waren wohl Steinwürfe aus dem Haus während der letzten Wochen. Nachdem die Cops das letzte Mal heute morgen gegen 2.30 Uhr Steine vom Dorfplatz einsammelten, besorgten sie sich eine richterliche Anordnung zur Durchsuchung der Liebig34. Sie erlangten einen Durchsuchungsbeschluss für einen Teil unseres Hauses und kehrten gegen 6.30 Uhr zurück. Sie kamen über den Hinterhof und die Vordertür, zersägten Türen und Barris, hebelten diese auf und verschafften sich so gewaltsam Zutritt zu unserem Projekt. Eine Anwältin war schnell vor Ort und konnte den Vorgang beobachten und bezeugen. Insgesamt waren die Bullen etwa drei Stunden im Haus, durchsuchten offiziell und intensiv drei zusammenhängende Räume und den Dachboden. Nebenher schnüffelten sie in nicht abgeschlossenen Privatzimmern herum, rissen Poster von den Wänden, warfen Möbel um, schnitten Internetkabel durch und zerstörten Fenster. Während der Durchsuchung dokumentierten sie ausführlich die Innenansicht und den Aufbau unseres Hauses. In dem offiziell zur Durchsuchung genehmigten Teil des Hauses sammelten sie reichlich DNA und und Fingerabdrücke von Alltagsgegenständen. Außerdem konfiszierten sie einige Dinge aus diesen Räumen wie z. B.: Zigarettenstummel, Steine, Pfandflaschen, Internetswitches, Wandfarbe und Kleidung. Sie suchten keinen Kontakt zu den Menschen im Haus und nahmen auch keine Personalien auf.
Währenddessen und direkt danach gab es Soli Aktionen: die Bullen wurden vom Dach der Liebig14 mit Feuerwerk abgeschossen, eine Wanne mit Steinen und Farbe eingedeckt, Barris brannten in der Rigaer Straße. Leute kamen und kommen noch immer unterstützend vorbei und wir reparieren gemeinsam unsere Türen.
Dieser morgen reiht sich ein in die sich zuspitzende Lage hier im Kiez: Unsere Wut wird größer und die Schikanen und Repressalien nehmen zu. Gemeinsam haben wir den Morgen gut überstanden, doch die großflächige DNA Aufnahme gibt uns zu denken. Sie reiht sich ein in eine anscheinend gewollte Normalisierung von DNA-Sammlungen und zeigt, dass die Bullen ihre Datenbänke füllen wollen. Auch zufällige Proben wie die von Kippenstummeln, benutzen Tassen, Leergut und Fensterrahmen sind für sie interessant. So werden alternative Lebensformen präventiv kriminalisiert und unter Generalverdacht gestellt. Es reicht also inzwischen aus in einem queer-feministischen Hausprojekt einen Kaffee zu trinken, um lebenslang in einer DNA-Datenbank zu landen ohne den konkreten Vorwurf einer sogenannten Straftat.
Unsere Antwort: Bildet Banden, mobilisiert eure Crew! Nur gemeinsam sind wir stark!
Werdet aktiv und wartet nicht auf einen TagX. Im Fall der Liebig34 begrüßen wir zentrale und dezentrale Aktionen aller Art. Diese haben uns in den letzten Monaten einige Male ein verschmitztes Lächeln aufs Gesicht gezaubert. Wir beobachten eine Zunahme von radikaler und militanter Praxis, die sich implizit und explizit auf feministische Themen bezieht. Wir wünschen uns mehr davon!
Probs gehen an dieser Stelle raus an die Aktion einer FLINT*-Aktionsgruppe gegen die ASW letzte Woche.
Morgen, Sonntag 21.07., 18.00 Uhr Kundgebung am Dorfplatz vor unserem Haus
Kommt vorbei! Falls ihr ausrangierte lange Internetkabel habt, bringt sie gerne mit, die Schweine haben unsre durchgeschnitten, wir werden uns aber nicht abschneiden lassen!
12 Uhr, die Sonne scheint und mehrere Menschen treffen sich in Aachen im Kennedypark. Doch nicht, um das schöne Wetter bei einem kühlen Getränk zu genießen. Es ist der 21.06, ein Freitag, der in Aachen unter dem Motto „Fridays for future“ steht, mehrere tausend Menschen gehen an diesem Tag auf die Straße, um gegen die momentane Politik im Bezug auf das Klima zu demonstrieren. So auch die Menschen im Kennedypark. Diese Menschen bilden den antikapitalistischen Finger bei den Demonstrationen an diesem Tag in Aachen. Diesem Finger haben wir uns als Kollektiv angeschlossen. Zu Beginn wurden auf dem Kennedypark einige Redebeiträge verlesen, währenddessen fanden immer mehr Menschen ihren Weg in die Nähe des Lautis, der mit einem „system change not climate change“-Transpi geschmückt war. Gegen 12:30 startete dann eine laute und wütende Demo. Laut, damit die Menschen endlich aufwachen und sich erheben gegen das kapitalistische System. Wütend, weil es trotz der nun schon sechs monatigen Proteste der Fridays for Future Bewegung immer noch keine Änderungen in der Politik gab. Doch die Menschen in diesem Finger sind auch noch aus anderen Gründen unsagbar wütend, z.B., weil wir immer noch in einem System leben, in dem Herrschaft und Autorität allgegenwärtig sind, sei es durch den Chef auf der Lohnarbeit, die sexistischen Alltagszustände oder die rassistischen Bullen. Die Liste könnte noch ewig weiter geführt werden, denn Gründe, warum mensch wütend ist und warum es einen radikalen Umbruch der Verhältnisse braucht, gibt es genug. Aus denselben Gründen haben wir uns entschlossen, Teil des antikapitalistischen Fingers zu sein.
Während der Demonstration steigerte sich die Stimmung, unter verschiedenen Parolen ging es zum Rehmplatz, wo die ersten Redebeiträge verlesen wurden. Hier wurde noch einmal deutlich, dass der Klimawandel nicht losgelöst betrachtet werden kann von Unterdrückungssystemen wie dem Kapitalismus, zum Beispiel in dem Redebeitrag unserer Gefährt_innen von „Diskursiv Aachen“. Auch diverse Fahnen und Transparente brachten dies zum Ausdruck, so wehten zum Beispiel neben der Antifa-Fahne auch Fahnen der Freien Arbeiter_innen Union (FAU) über dem Demozug.
Nach dem Zwischenstopp ging es weiter Richtung Kaiserplatz, wo der antikapitalistische Finger auf die Fridays for Future Demo traf. Unter nach wie vor kämpferischen Parolen ging es zusammen zum Vorplatz des Tivoli-Stadions, dem Zielort der Demonstration. Zumindest für den Großteil der Demonstration, denn offenbar gelang es einigen findigen Menschen, in ein leerstehendes Gebäude zu huschen, während die Demonstrationszüge sich vor diesem vermischten. Denn plötzlich kam grüner Rauch aus den Fenstern der „Bastei“, einem seit einigen Jahren leerstehenden Theater. Ein Transpi mit der Aufschrift „Besetzt for Future“ wurde aus dem Fenster gehangen. Freudiger Beifall der Demonstrierenden unten bekräftigte die Besetzer_innen, die über ein Megaphon die Menschen einluden, ebenfalls in das Gebäude zu kommen. Eine Menge von Menschen vor dem Eingang des Gebäudes und der riesige Demonstrationszug, der über eine Stunde lang vor dem Haus herzog, sorgte dafür, dass die Besetzer_innen zunächst ungestört von der Polizei waren.Währenddessen wurde das Haus mit weiteren Transpis geschmückt, so fand auch ein Transpi für das queer-feministische Hausprojekt Liebig34 aus Berlin seinen Weg in die Bastei. Die Liebig34 ist seit Sylverster 2018 ebenfalls besetzt und akut räumungsbedroht. „one struggle, one fight“ stand auf dem Transpi. Dem stimmen wir zu, egal, ob die besetzte Bastei, die Liebig34, die Rigaer94, der Hambi. Neben vielen weiteren schönen Transpis gab es auch noch mehr Redebeiträge, die die Situation der Besetzung erklärte und die Menschen unten auf dem neuesten Stand hielten. Doch sobald die Demo zu Ende ging und die Menschen vor dem Haus weniger wurden, wurde die Polizei umso präsenter. In voller Kampfmontur, behelmt und vermummt begann die Staatsmacht, sich aufzustellen. Auch wenn die Besetzer_innen friedlich waren und dies auch mehrfach äußerten. Bekanntlich verstehen Cops ja keinen Spaß, und eine Besetzung vor den eigenen Augen zählt wohl nicht mal mehr als schlechter Scherz, sondern ist Zeichen des eigenen Versagens. Da muss die Ehre der eigenen Hundertschaft wiederhergestellt werden. Nachdem die erste Zeit der Besetzung über die Polizei vor allem durch ihre Präsenz störte, wurde die Stimmung immer angespannter, je länger die Besetzung dauerte. Der erste Gewaltexzess traf dann zwei Menschen, die auf widerwärtigste Weise von Polizist_innen zu Boden geworfen und unter minutenlangen Schmerzgriffen, unfähig sich zu bewegen, fixiert wurden. Die absolut ekelhafte Maßnahme wurde von Kolleg_innen geschützt, die unter verbalen Drohungen solidarische Menschen abschirmten, welche die Betroffenen unterstützen wollten.
Die nun aufgeladenen Stimmung wurde wütender, als die Polizei sich bereit machte, die Bastei zu räumen. Mehrere Kletter-Polizist_innen turnten auf dem Dach des einsturzgefährdeten Teil des Hauses rum, ein Heli kreiste über der Bastei und Schild und Knüppel-Cops umringten die Eingänge. „tout le monde deteste la police“ und „schämt euch“ drang zu den Polizist_innen, die anfingen, die Straße vor der Bastei zu räumen, um die Besetzer_innen nach dem Eindringen in das Haus ungestört abführen zu können. Als nun deutlich wurde, dass die Besetzer_innen keine Möglichkeit mehr hatten, das Haus zu verlassen, kündigten diese über das Megaphon an, sich friedlich von der Polizei abführen zu lassen, sofern diese sie räumen wurde. Ein emotionaler Moment, die Gefährt_innen bedankten sich für den Support von draußen. An dieser Stelle möchten wir noch einmal sagen: Der Dank gilt euch mutigen Menschen! Nach mehreren Durchsagen der Bullen und Gegenangeboten der Besetzer_innen, das Haus ohne Personalienaufnahme zu verlassen, stürmte die Polizei letzendlich in das Haus, um die Menschen abzuführen.
Einige dieser Menschen verbrachten 48 Stunden im Polizeigewahrsam in Brühl, viele Kilometer von Aachen entfernt. Ein Mensch ist aktuell immer noch (Stand 23.6. Mittags) in Gewahrsam und wird vermutlich heute gegen späten Abend entlassen. So etwas macht verdammt wütend! Für eine Instandbesetzung, symbolisch und friedlich, werden Menschen tagelang eingesperrt, unter Schreien mit Schmerzgriffen fixiert und kriminalisiert. Doch das sind nur einige Aktionen der Cops, die mal wieder zeigen, warum jeder Hass berechtigt ist.
Solidarität und Liebe gehen raus an die Besetzer_innen, für diese wunderschöne Aktion. Ihr habt uns nicht nur ein Lächeln auf die Lippen gezaubert.
Ganz viel Kraft wünschen wir den Menschen, die in Polizeiautos, in der Gesa oder im Knast den Schweinen ausgeliefert sind. Ihr seid nicht allein.
Es war wundervoll zu sehen, wie Widerstand aussehen kann. Wie Menschen für eine bessere Welt kämpfen, für eine Zukunft und das Leben.
Grüße an alle Menschen, die bei Ende Gelände Polizeiketten umfließen und Schienen blockieren, Bagger sabotieren und das Camp stemmen – ihr seid großartig.
Der Tag hat mal wieder gezeigt, dass wir viele sind. Dass wir entschlossen sind. Dass wir alle unseren Teil dazu beitragen, dass es ein anderes Morgen gibt, frei von Herrschaft und Unterdrückung.
Anläßlich der 50ten Jährung des Stonewall Aufstandes in den USA gab es dieses Jahr in Wuppertal neben einem Straßenfest, welches bereits zum 10. Mal stattfand, auch erstmalig eine Nachttanzdemo vom Rathaus aus durch die Innenstadt und über die B7. Wir finden es wichtig, an die Tage, und vor allem Nächte des Stonewall Aufstandes zu erinnern und sich auch heute noch ein Beispiel daran zu nehmen. Dort haben sich, nach regelmäßiger Schikane und Gewalt durch die Polizei, erstmals am 28.Juni 1969 eine große Gruppe von Homosexuellen, Transvestiten und Drags einer großangelegten Polizeirazzia widersetzt und haben sich gegen die diskriminierenden Methoden der Polizei gewehrt. Es gab eine breite Solidarität mit den Kämpfenden. Menschen aus anliegenden szene Bars und Geschäften beteiligten sich kämpferisch an den Aktionen gegen die Polizei. An der Spitze setzten sich ungefähr 2000 Menschen unter Solgans wie „Gay Power“ mit Steinen und Flaschen gegen die Ordnungsmacht durch. Es entstanden enorme Sachschäden und der Staat schickte das „Tactical Patrol force“, welches eine für Demonstrationen ausgebildete Spezialeinheit darstellt und versuchte, die Aufständler*innen zu zersträuen. Doch in der nächsten Nacht fanden sich erneut tausende Menschen auf der Straße zusammen und die Kämpfe gingen weiter. Die Krawalle dauerten ganze 5 Tage lang an. Das Ereignis kann als Wendepunkt in einem Kampf der Bewegung für Gleichbehandlung und Anerkennung angesehen werden. An dieses Ereignis wird jedes Jahr weltweit erinnert. Im englischen Sprachraum meist als Gay Pride oder auch Stonewall Day und hier mit dem Christopher Street Day.
Etwas ruhiger, 50 Jahre später, gedenken Gruppen wie Bunter Ort Wuppertal, das Autonome Queerreferat, Gay BBQ, BJ Wuppertal, Schlau Wuppertal und auch unser Infoladen Kollektiv an diese vergangenen Kämpfe. Wir haben alle zusammen mit verschiedenen Infoständen und vielfältigen Aktionen am Rathaus erinnert und informiert. Später (erstmalig in WPT) organisierten die obengenannten Gruppen einen Umzug, der, flankiert von zwei riesigen Einhörnen, mit einer bunten, glitzernden und feiernden Menge durch die Innenstadt von Barmen und über die B7 zog. Unserem Kollektiv war es wichtig, auch der Riots von Stonewall zu gedenken, weshalb wir das Rathaus mit einem Transparent und der Aufschrift „You only gave us rights ‚cos we gave you riots“ schmückten.
Diskrimierung und strukturelle Unterdrückung ist allgegenwärtig. Insbesondere die Ausgrenzung aufgrund von (vermeintlicher) Geschlechtsidentität und Sexualität findet in sämtlichen Kontexten und Momenten immer noch statt. Egal ob Schule, Uni, Arbeit, Ausbildung, Familie oder Freund*innenkreis.
Deshalb ist es nach wie vor wichtig gegen diese Unterdrückung auf die Straße zu gehen und die diskriminierenden Strukturen in unserer Gesellschaft anzugreifen. Auch wenn die “Ehe für alle” möglich ist und das “dritte Geschlecht” behördlich anerkannt wird, kann kein Staat, keine Behörde und keine Partei jemals die Unterdrückung durch Gesetzesvorgaben beenden. Denn Homophobie, Transphobie und Sexismus sind in den Köpfen so vieler Menschen fest verankert und äußern sich auf so vielfältige Weise.
Wir begrüßen den empowernden Moment, den Veranstaltungen wie der CSD für viele Menschen haben, denn es ist ein Tag, an dem ein offener Umgang mit Sexualität und Geschlechtlichkeit möglich ist und an dem gefeiert werden kann.
Dennoch geht der Kampf weiter, dennoch müssen die Unterdrückungsmechanismen weiterhin analysiert,verknüpft und bekämpft werden. Der alltäglichen Homophobie, Transphobie, dem alltäglichen Sexismus muss mit alltäglichen Aufständen, kleinen wie großen, mit kreativem Widerstand, mit gegenseitiger Unterstützung, mit dem Gestalten von Freiräumen begegnet werden.
Zum Stichpunkt alltäglicher Charakter haben wir noch einen Tipp für euch. Und zwar möchten wir euch „Antenne Regenbogen – Queerer Bürgerfunk aus Wuppertal“ empfehlen. In den Sendungen werden verschiedene Themen aus dem queeren Alltag behandelt, wie ein queeres Zentrum für Wuppertal oder der Runde Tischfür LSBITQ*.